Wie läuft das erste Bonding ab?

Mutter mit Neugeborenem

Der Begriff «Bonding» kommt aus dem Englischen und bedeutet „Bindung“ oder «Verbindung». Die Bindung zwischen Mutter und Kind ist ein sich lebenslang wandelnder Prozess und ein Liebesband, das auf seine ganz besondere Art zwei Personen verbindet. Das beginnt schon in der Schwangerschaft, bereits ab der achten Woche baut das Baby seinen Berührungssinn auf, eines der wichtigsten menschlichen Wahrnehmungssysteme, um die Welt und sich selbst zu erfahren.

Den ersten Stunden unmittelbar nach der Geburt kommt Bonding eine besondere Bedeutung zu, da es entscheidend zum Bindungsaufbau und einem gelingenden Stillstart beiträgt. Im Geburtshaus schenken wir nach der Geburt der ersten Begegnung viel Zeit (ca. 2-3 Stunden direkt im Geburtszimmer), damit dieser spezielle Raum aus Geborgenheit, Sicherheit, Liebe und Zuwendung geschaffen werden kann.

Nach der Geburt wird das Baby im direkten Hautkontakt zur Mutter gelegt, wir verwenden als zusätzliche Umhüllung und angenehme Begrenzung das Hoppediz-Bondingtuch. Mutter und Kind nehmen nach der Geburt einen natürlichen Dialog auf, der die Ausschüttung des Bindungshormons Oxytocin anregt und das rasche Absinken der Stresshormone fördert. Das Baby hört vertraute Geräusche wie die Stimme der Mutter und ihren Herzschlag. Intensiver Haut-zu-Haut- und Blickkontakt, der Atemrhythmus der Mutter, ihr Duft, zärtliche Berührungen und sanftes Streicheln fördern das Bonding zusätzlich. Die Hebamme beobachtet aufmerksam die Anpassung des Kindes.

Die Auswirkungen dieses Vorgehens sind gut untersucht und bestätigt:

  • Das Neugeborene schreit weniger und verbraucht somit weniger Energie
  • Die Co-Regulation durch die Eltern stabilisiert die Körpertemperatur des Babys
  • Der Glukosespiegel im Blut ist stabiler
  • Das Baby beruhigt und entspannt sich leichter
  • Alle Frühreflexe, die das Baby zum Stillen braucht, werden stimuliert, daraus folgt ein aktiveres Stillbaby, was wiederum die Milchproduktion der Mutter anregt und das Risiko für Brustkrebs minimiert
  • Die Mutter hat Zeit, nach der Geburt ihre Gefühle zu verarbeiten und in der Mutterrolle anzukommen
  • Die Mutter erfährt unmittelbarer die Bedürfnisse ihres Kindes und reagiert darauf

In unseren Familienzimmern wird das förderliche Zusammensein weitergeführt, in ruhiger und intimer Atmosphäre können Mama und Papa/Zweitmama mit dem Baby kuscheln (auch abwechselnd), ihm erzählen, wie geliebt es ist und zuhören, wenn das Baby «erzählt». So entsteht beim Kind ein tiefes Gefühl von Geborgen- und Willkommensein, ein Urvertrauen. Genau dieses Urvertrauen entwickelt das Baby mit der Bonding-Erfahrung.

Ist ein unmittelbares Bonding nach der Geburt aus verschiedenen Gründen nicht möglich, kann es jederzeit nachgeholt werden. Dazu empfiehlt sich ein Bonding-Bad, dass wir im Geburtshaus gegen Schluss des Wochenbettaufenthaltes mit allen Familien durchführen. Es kann aber auch gut zu Hause durchgeführt werden. Das Baby wird gebadet und dann nass zur Mutter auf die Haut gelegt und bei Wunsch gestillt. Das Geniessen dieser innigen Zweisamkeit und Verbindung ist nachnährend und sehr empfehlenswert.

Foto mit freundlicher Genehmigung von Hoppediz, der Tragemanufaktur seit 1999, https://hoppediz.de/

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